Selbstversorger
- wie man vom Einsteller zum
Hobby-Landwirt wird GallowHorse's
Home Tja, da standen wir
nun. Zwei Pferde -
und der günstige Einstellplatz (sowohl finanziell als auch von der
Lage her) wurde wegen Verkaufs des Hofes gekündigt. Zum Glück
hatten wir zwei Monate Zeit, uns nach was anderem umzuschauen. Doch das
war gar nicht einfach.
Nur ein Stall in 6 km
Entfernung - alles
andere Minimum 15 km. Als Selbstversorger bedeutet das, 2 x
täglich hinfahren, selber misten und Futter besorgen. Das macht
alles nur dann richtig Spaß, wenn nicht auch noch lange Strecken
mit dem Auto dazu kommen. Abgesehen davon bieten die meisten keine
Selbstversorgermöglichkeit an. Und das hatte ich von Anfang an
geschworen: Pferdehaltung nur Selbstversorger.
Ein Nachbar bot uns
spontan an, die
Pferde bei ihm unterzustellen. Er hat eine kleine Schafherde und wollte
für uns den Stall ein wenig umbauen. Drum herum gab es noch
Wiesen, so dass wir Gelände für eine Koppel pachten
könnten.
Wir freuten uns und
machten Pläne.
Der Stall war gerade drei Gehminuten von unserem Haus entfernt. Ideal
also. Leider konnte das Angebot nicht aufrechterhalten bleiben und es
wurde die Idee geboren, auf den anzupachtenden Wiesen einen eigenen
Weideunterstand zu bauen.
Jeder, der das bisher
versucht hat,
weiß wie schwierig bis unmöglich es ist, eine Baugenehmigung
für einen Weideunterstand oder einen Stall im Außenbereich
zu bekommen. Vor allem als Hobbytierhalter. Vollerwerbslandwirte haben
hier keine Probleme.
Als nächstes befassten wir uns
näher mit dem Thema, beschafften Literatur zum Bau und zur
Rechtslage und ermittelten die Grundstückseigentümer.
Wir kamen u. a. zu dem
Schluss, dass die
Weidepflege ein großer Arbeitsaufwand sein wird, zumal die Pferde
in dieser Tallage die Weiden bei feuchter Witterung nicht nutzen
können. Durch Zufall stolperte ich im Internet auf die Homepage
von Wim & Trixi. Dort entdeckte ich die Galloways, in die ich
mich
sofort verliebte.
Ich studierte das
Rasseprofil sah mich
beim BDG um und fand einen Züchter im Nachbarort. Da Galloways
robust sind, ganzjährig draußen sein können und als
Landschaftspfleger anerkannt sind, würde sie ideal die Pferde
ergänzen. Die Rinder wurden beschlossene Sache und wir kauften die
Absetzer Huld und Nora im April (Kapitel Mutterkühe).
Wir verhandelten also
Pachtverträge
für drei Grundstücke mit insgesamt 1,7 ha aus. Auf einem
Grundstück bekamen wir die Erlaubnis, einen Weideunterstand zu
errichten. Das Zustandekommen machten wir von der Baugenehmigung
abhängig.
Als erstes
kontaktierten wir den
Landespfleger, um seine Meinung zu dem Projekt zu hören.
Hätte er gleich gesagt, dass wir keine Chancen hätten, dann
hätten wir das ganze Projekt abgeblasen. Aber Stefan kam gut mit
ihm klar und es war auch gut, den Kontakt vor Antragstellung zu suchen.
Ein illegaler Bau kam für uns nicht in Frage. Ewige Streitereien
hätten wir nicht gewollt. Der Ortsbürgermeister hatte keine
Einwände. So entschieden wir, erst mal eine Bauvoranfrage zu
starten. Die ist nicht so teuer und beschleunigt dann den
Antragsvorgang.
Wir zeichneten einen
Plan der Weiden und
des Weideunterstandes mit kleinem Raufutterlager. Durch die Rinder
hatten wir den Vorteil der Gemischtbeweidung. Der geplante Unterstand
würde im Sommer nur von den Pferden genutzt werden bzw. für
Besucherpferde zur Verfügung stehen.
Etliche Parteien
mussten zustimmen
(Träger der öffentlichen Belange), Gemeinde,
Verbandsgemeinde, Forst, Jagd, Landespflege, Wasserwirtschaftsamt,
Veterinär und zum Schluss der Landesplaner und die
Kreisverwaltung. Wie bei allen Behördenabläufen gab es auch
hier immer wieder Missverständnisse, Terminverschiebungen,
Unstimmigkeiten und so zögerte sich die ganze Anfrage von Beginn
des Jahres bis zum Juni hinaus. Nachfragen ergaben immer wieder: der
Vorgang sei noch in Bearbeitung bei dem und dem, aber so wie es
aussähe ergäbe sich ein positiver Bescheid mit einigen
Auflagen.
Dann der große Schock.
Der letzte
Empfänger verweigerte die Zustimmung. 6 Monate Wartezeit und die
Hoffnung auf einen positiven Bescheid und dann das. Als erstes bekam
ich einen Heulkrampf und war am Ende.
Die Pferde waren im
Nachbarort
untergebracht. Eigentlich wollten wir alles bereits im Mai fertig
haben. Der Paddock war weiter versprochen. Die Zeit
drängte und ich hatte Angst, alles aufgeben zu müssen.
Stefan war an diesem
Tag
geschäftlich unterwegs und fuhr geradewegs zur Kreisverwaltung, um
mit dem Mann zu sprechen. Dieser versprach dann, sich nochmal alles zu
überlegen. Eine seiner Aussagen: - Tierhaltung ist dort nur
während der Weidesaison gestattet (April - Okt). Auf meine
Rückfrage, was ich dann mit den Tieren machen soll, kam die
Antwort: dann müssen sie dahin wo sie hingehören - in den
Himmel...
Letzten Endes bekamen
wir die Zustimmung
für die Bauvoranfrage und dann auch ziemlich kurzfristig die
Genehmigung mit einigen Auflagen, die wir erfüllen konnten. Wir
mussten z. B. eine Bürgschaft hinterlegen, damit alles wieder
abgerissen werden kann und die Kosten gedeckt sind. Für die
Mistentsorgung brauchten wir eine Unterschrift des Abnehmers.
Wasserrechtlich gab es ein paar Auflagen und der Veterinär wollte
gegen Regen geschütztes Raufutter. Gleichzeitig verbot der
Landesplaner das Raufutterlager, weil ja im Winter keine Tiere dort
stehen dürfen. Tstststs?!
Ende Juli hatten wir
die Genehmigung in
der Tasche und starteten den Bau.
Die Weiden hatten wir
bereits im April
eingezäunt und die Rinder waren schon eingezogen. Sie mampften
sich durch das 3 Jahrzehnte lang vernachlässigte Gelände.
Für den Bau des
Unterstandes und
des Auslaufs war es erforderlich, das Grundstück ein wenig zu
modellieren. Es musste eine Lösung her, die verhindert, dass das
Wasser nicht gleich in den Stall oder auf den Auslauf läuft. Ein
Bauunternehmer planierte den Standort des Unterstandes, so dass dort
eine leicht verdichtete Naturbodenfläche entstandt. Bei Regen
verwandelte sich alles in Schmierseife. Aber was soll's?
Wir starteten mit dem
Bohren und
Betonieren der Punktfundamente. Danach die Holzarbeiten, die Bedachung
und zum Schluss das Streichen.
Dann folgte der
Paddock. Da wir
Matschkoppel geschädigt waren, stand für uns fest, dass der
Auslauf matschfrei sein muss. Bei der kurzen Weideperiode auf der
Talwiese, muss ein 1a Auslauf da sein. Zum Wohl der Pferde und in
unserem eigenem Interesse. Ich suchte lange nach dem geeigneten
Material, das dann auch noch finanzierbar bliebe. Die Grundlage war
klar. Wir durften an der Bodenfläche nichts verändern und
nichts versiegeln. Also fielen alle Schotter-, Beton-,
Verbundsteinflächen aus. Es musste ein Gitter sein, das man direkt
auf den Naturboden, der nicht immer topfeben ist, legen kann. Ich wurde
fündig und wir entschieden uns für das Ecoraster von Ecora.
Bis heute sind wir der festen Überzeugung, dass dies die
allerbeste Entscheidung beim gesamten Weideunterstandbau war.
Wir verlegten 250 qm.
Ein kleiner
Auslauf direkt vor dem Unterstand und ein größerer
angrenzend. Dieser dient im Winter auch als Bewegungsfläche. Als
Füll- und Tretschicht Sand - wobei die Tretschicht höchstens
2 - 3 cm hat. Das erleichtert das Misten und verhindert die
Matschbildung, wenn sich der Sand mit Einstreu mischt.
Im August holten wir
die Pferde und
waren stolz und glücklich über unser Werk.
GallowHorse's
Home war geboren.
Seit dem wird
immer optimiert und Stefan wartet auf den Tag des 'Nur
Erhaltungsaufwandes' den ich ihm immer verspreche.
Seit wir 2002 eine
Stromleitung verlegt haben, wurde es um einen großen Schritt
luxuriöser. Wasserversorgung erfolgt über Regenwasser oder
nun Bachwasser, das wir mit der Tauchpumpe entnehmen können.
Selbst bei Minusgraden funktioniert die Wasserversorgung, wenn man
vorher den Schlauch sorgfältig entleert hat.
Aktuell benötigen wir
dringend
einen befahrbaren Weg zum Auslauf, so dass wir den Mist nicht immer
durch den Matsch den Hang hochschieben müssen. Selbst der extra
angeschaffte Geländewagen schaffte die Matschsteigung im Winter
nicht. Also mussten wir in diesem Jahr zum ersten Mal einen Misthaufen
anlegen bzw. bei den Rindern Matratzen entstehen lassen, die nun mit
großen Aufwand wieder entfernt werden müssen.
Weiterhin hätten wir
gerne noch
Außenraufen für Rinder und Pferde sowie eine wassernahe
Tauchstation für das Heu. Und eine größere
Lagerfläche für das Heu und die Späne.
Ich denke, das hört
wahrscheinlich
nie auf.
Trotz all der Arbeit,
die ohne
Rücksicht auf Wetter etc. gemacht werden muss, sind wir zufrieden
und würden es wieder machen. Es macht einfach Spaß nach der
getanen Arbeit 5 dampfende mampfende Rinder und die beiden Pferde zu
hören und zu sehen. Dabei noch den Sternenhimmel anschauen und die
letzte Knoddel einsammeln.
Januar 2004: es gibt
die Auffahrt, eine
bedachte Heutauchstation, die Außenraufe für Rinder und
Pferde sowie das erweiterte Heulager. Wieviel Geld und Arbeit im Jahr
2003 da rein geflossen ist, möchte ich gar nicht ermitteln. Zum
Reiten kamen wir jedenfalls nicht sehr häufig. Aber für den
Trekkingführerkurs hat es gereicht. Aber hierzu folgt später
noch etwas.
Januar 2006: In 2004 schafften wir uns
einen Anhänger mit Hydraulikkipper an, um auf Dauer unsere
Bandscheiben zu schonen. Anfang 2005 tauschten wir auch das Auto in ein
stärkeres Modell. Wir bekamen noch weitere 3 ha Grünland
für die Rinderbeweidung dazu. Im Sommer 2005 wurde der Auslauf auf
Reitplatzgröße - mit Ecoraster - erweitert. So sind
wir nun weitgehend unabhängig vom Wetter.
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