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Coco ... oder ... wie man (m)einen Mann ans/aufs Pferd bringt


Gina war ab dann - außer Stefan und meiner Arbeit - das Wichtigste in meinem Leben. Endlich wieder eine sinnvolle Aufgabe, die Spaß machte. Leben in der Natur... Auch wenn der Winter seine Tücken hatte - volle Mistkarren auf den Misthaufen schieben, dabei ausrutschen, na ja - Freizeitspaß :-)) Nach der Arbeit, egal wie spät, misten, füttern und wenn möglich reiten. Die Pferde waren zum Glück in einer großen Herde jeden Tag auf der Koppel und somit ausgeglichen.


Nach einigen Wochen auf Gut Waldeck (der Pensionsstall) kam dann Gunter mit seinem Isländer Sóti als Einsteller. Wir verbrachten fast jeden Sonntag stundenlang im Wald - natürlich jeder auf seinem eigenen Pferd. Gerastet wurde auf den PWV Hütten. Zum Glück war Stefan nicht eifersüchtig und gönnte mir mein Hobby - ja er unterstützte mich und avancierte zum Mistboy (nicht böse gemeint). Einziges Problem, die wöchentlichen Pfälzer-Wald-Wanderungen fielen aus. Versuche, mich mit dem Mountainbike zu begleiten schlugen fehl, da bergauf das Pferd schneller war und bergab das Fahrrad.


Dann im April 1999 - Gunter, Stefan und ich planten einen gemeinsamen Urlaub mit den Pferden - als ich einen geführten Wanderritt entdeckte. Es entstand die Idee, Stefan könnte ja mitreiten. Ich kontaktierte Susanne, Trekkingführerin des ETCD, und wir vereinbarten einen Probetagesritt. Sie wollte sich von Stefans 'Reitereignung' ein Bild machen. Auf dem 180 cm großen Nobody startete Stefan seine Zukunft als Freizeitreiter. Es klappte hervorragend und dem viertägigen Wanderritt stand nichts im Wege.


Im Mai dann war es soweit. Stefan ritt wacker auf Nobody mit und klagte nie über Beschwerden. Es waren Minimum 6 Stunden pro Tag auf dem Pferd. Wenn ich da so manche nach zwei Stunden höre...


Gunters Isi bekam die Bezeichnung Nähmaschine, denn einmal den Gashebel am Ohr betätigt, läuft er bis zum Nimmerleinstag. Gunter traf bei diesem Ritt seine heutige Ehefrau. Wir sind auch heute noch befreundet und Arbeitskollegen geworden. Gina habe ich somit einiges zu verdanken.


Aber eigentlich wollte ich ja auf Coco kommen. Also nach diesem Wanderritt, der so toll geklappt hat, überlegte ich, warum nicht ein eigenes Pferd für Stefan, so könnten wir doch das Hobby gemeinsam ausüben. Gedacht, gehandelt. Bei meiner Suche in der Koppel (ach ja, eines der lebenswichtigsten Medien für Pferdehalter: www.koppel.de) stolperte ich über ein Anzeige, in der eine junge Frau (Deike) einen Pflegeplatz für COCO, ihren 15jährigen Traberwallach, suchte. Sie wollte eine zwei Jahre dauernde Ausbildungsmaßnahme machen, bei der sie kein Einkommen hatte und daher das Pferd nicht unterhalten konnte. Sie wollte ihn nicht ganz hergeben und versuchte daher auf diesem Weg ihr Glück. Und sie hatte Glück - ebenso wie wir. Da Stefan sich wegen der Anschaffung eines eigenen Pferdes nicht sicher war, bot sich die Pflegepferdlösung an. Sollte ihm die ganze Pferdesache nicht gefallen, würde Coco eben nicht ersetzt nach den zwei Jahren.


So kam dann im Oktober 1999 Coco aus dem Münsterland zu uns in die Pfalz.

Coco


Coco (Zuchtname Coco Tivoli) war jahrelang erfolgreich auf der Rennbahn und sollte zum Metzger (offensichtlich war er nicht erfolgreich genug) als Deike ihn aus einem dunklen Loch raus holte. Sie steckte viel Arbeit in ihn, da er ja nur gewohnt war, vor dem Sulky Bahnen zu ziehen - und das ziemlich flott.


Stefan hatte viel Spaß mit Coco, vor allem, wenn er versuchte mit ihm zu galoppieren. Oftmals flogen uns Cocos Beine im Renntrab um die Ohren und der Dreck ins Gesicht.



Leider erlitt Gina einen Monat später auf der Weide einen 30%igen Sehnenriss und musste sehr lange stehen. In dieser Zeit ritt ich dann Coco und Stefan musste mal wieder hintenanstehen. Seine Reiterfahrung war ja so gering, dass er nicht alleine hätte ausreiten können. Und der Reitplatz war nicht benutzbar - glich eher einer Krater- oder Moorlandschaft.


Im Frühjahr 2000 wurde das Hofgut verkauft und wir mussten uns nach einer neuen Bleibe umsehen. Gar nicht so einfach, wenn man Selbstversorger sein will und gleichzeitig nicht so weit fahren möchte. Bei unserer Suche kamen wir dann auf die Idee, die Tiere zu uns in den Ort zu holen und in Eigenregie zu halten. So kam es, dass wir Wiesen (200 m vom Haus entfernt) pachteten und darauf einen Weideunterstand bauten (so einfach wie es sich anhört war es natürlich nicht, siehe 'Selbstversorger'). Die gesamte Phase dauerte ein dreiviertel Jahr und in dieser Zeit waren die Pferde auf dem Hahnenbacher Hof in einem 50 m² großen, teilüberdachten Betonpaddock untergebracht. Für Gina die besten Genesungsbedingungen. Coco war immer bei ihr und durch den ganztägigen Besucherverkehr auf dem Hof wurde es ihnen auch nicht langweilig.


Im Juli hatten wir uns zu einem Trekking-Reiter-Lehrgang (wieder bei Susanne) angemeldet. Coco und Gina kamen mit. Als Reitpferd stellte mir Susanne ihr 'verrücktes' Pony Lea zur Verfügung, da Gina zu dieser Zeit nur vorsichtig eine Stunde im Schritt bewegt werden durfte und daher nicht einsatzfähig war.



Am letzten Tag - kurz vor der Abfahrt - passierte es. Gina und Coco standen auf dem abgezäunten Paddock. Ein klappernder Pferdehänger löste bei Gina 'Freudensprünge' aus. Dabei stand Coco leider im Weg und Gina erwischte ihn beim Auskeilen am Knie. Es war furchtbar! Der treue Kerl stand da auf drei Beinen, zitterte wie Espenlaub. Es war Samstag und wir mussten den Tiernotarzt rufen. Er kam von weiter weg, brauchte eine Stunde, war sturzbetrunken und fluchte, dass er so weit fahren musste. No comment.


Er untersuchte Coco und konnte nichts feststellen. Vorsorglich bekam er Schmerzmedikamente und riet uns, ihn erst mal stehen zu lassen. Also fuhren wir ohne die Pferde nach Hause und holten sie erst in der folgenden Woche ab. Coco konnte vorsichtig gehen. Ein TA aus unserer Nähe begutachtete ihn und auch er war sich unschlüssig, was nun zu tun wäre. Er empfahl, die Verletzung zu beobachten und wenn er weiterhin stark lahm ginge, sollte er geröntgt werden. Zu diesem Zeitpunkt sah er keine Veranlassung dazu. Es wurde auch besser.


In dieser Zeit beschäftigte ich mich wieder viel mit dem Training von Gina. Leider verwechselte sie bei der Gangart ständig Schritt mit Rodeo. Es schadete ihr zum Glück nicht - mir dafür schon eher. Schrittausritte ins Gelände belebten das Auftrainieren. Die Buckelrunden auf dem Reitplatz wurden weniger. Eines Tages ritt ich mit Rückenschmerzen, konnte die Buckler nicht aushalten und machte einen Abgang. Ab diesem Tag hatte ich ständig Rückenschmerzen und Ziehen im Bein. Dazu später.


Im August war es dann soweit, dass die Pferde nach Dernbach kommen konnten. An einem frühen Morgen liefen wir die 6 Kilometer mit Gina und Coco. Wenige Tage später...


Coco steht wieder auf drei Beinen. Ein Häufchen Elend. Ich holte diesmal meinen TA (der war leider bei dem Notfall nicht erreichbar). Er röntgte sofort und stellte eine Knochenabsplitterung am Knie fest, die bereits einen Kallus gebildet hatten. Die Verletzung hätte eigentlich sofort operiert werden müssen. Dabei wäre aber fraglich ob das Tier die Narkose überstanden hätte. Er meinte, dass Coco unter Umständen nicht mehr reitbar sein würde.


Es war ein schwerer Gang, Deike anzurufen und ihr das niederschmetternde Ergebnis mitzuteilen. Sie war geschockt - aber machte uns keinerlei Vorwürfe. Sie sagte, das hätte auch ihr auf der Koppel passieren können. Ich kann nur betonen sowohl sie als auch wir hatten riesiges Glück mit dieser Pflegekonstellation.


Viel mehr gibt es jetzt dazu auch nicht mehr. Coco stand fast ein Jahr und ...


... die Wunde heilte aus und er ist heute wieder voll reitbar. Deike holte ihn dann im Oktober 2000 zu sich und es geht ihm wieder sehr gut.


Stefan hatte in dieser Zeit wieder kein Reitpferd, denn Gina konnte er eben auch nicht reiten. Im August bevor Coco uns verliess musste die Entscheidung getroffen werden - Gibt es ein Nachfolgepferd? Wir hatten ja Gina und die brauchte einen Kumpel. Alleine reiten macht keinen Spaß. Und die Rinder - auf denen kann man schlecht reiten (wie wir zu den Rindern kamen erfahrt ihr unter 'Galloways')


Also ging ich mal wieder auf die Suche.....und nach langer Odyssee kam César.



   

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